Was haben Wildbienen und Honigbienen gemeinsam?
Sie alle freuen sich über die neuen Blumenwiesen, die im Rahmen des Projektes BioBienenApfel bereits im ganzen Land gepflanzt wurden. Was unterscheidet Wildbienen und Honigbienen? Sehr vieles!
Zu den BioBienenApfel-InsektenhotelsWährend du die Wildbienen schon mit einem Blumenkisterl und einem Bienenhotel für Rückzugs- und Nistmöglichkeiten unterstützen kannst, ist der Aufwand für einen Bienenstock um ein Vielfaches größer und erfordert einiges an Können und Wissen. Hier kommen die Imker ins Spiel: Früher wurde ein Imker gerne auch als Bienenvater bezeichnet und dieser Titel kommt nicht von ungefähr: Wie gute Eltern kümmern sich Imkerinnen und Imker um ihre „Kinder“ und das sind immerhin bis zu 60.000 pro Stock. Hier verrät Werner Kurz, Leiter des steirischen Imkerzentrums, was ein Imker tut und warum eine gute Ausbildung so wichtig ist.
Die Biene: pure Faszination
Ein Imker zu sein, das ist für Werner Kurz das schönste überhaupt. „Zeit in der Natur zu verbringen, das Wunderwerk Biene und den Bienenstaat zu beobachten, das ist pure Faszination“, schwärmt der Imkermeister. Und es ist so wichtig wie noch nie, dass die Menschen den Bienen helfen und ihnen etwas von dem Lebensraum zurückgeben, den sie ihnen in den letzten Jahrzehnten genommen haben. Darum ist Werner Kurz mit dem steirischen Bienenzentrum auch begeisterter Unterstützer des Projektes BioBienenApfel.
Der Bienenstock als Zuhause
Die Arbeit des Imkers beginnt schon beim Aufstellen einer adäquaten Unterkunft, der sogenannten Beute. Zum Bienenstock und einem zu Hause wird die Beute dann durch einzelne Kästen, die sogenannten Zargen, in die Rahmen gehängt werden, in denen die Honigbienen ihre Waben bauen. Vom Frühling bis in den Herbst hinein kontrolliert der Imker regelmäßig, ob genug Platz ist oder aufgestockt werden muss, ob alle gesund sind, reinigt bei Bedarf und entnimmt den wertvollen Honig.
150.000 Ausflüge für einen Kilo Honig
„Wenn man bedenkt, dass ein Bienenvolk für 1 Kilo Honig rund 150.000 Ausflüge machen muss, erkennt man den Wert“, so Werner Kurz. Die aktive Zeit der Bienen beginnt ab Mitte März mit der Weidenblüte und einer Temperatur ab rund 10 Grad. „Die Königin beginnt mit der Eiablage und legt bis zu 2.000 Eier pro Tag. Das Volk wächst von rund 15.000 Bienen im Winter auf 50.000 bis 60.000 an“, erklärt der Imkermeister.
Aktiv bis August, danach Vorbereitung auf den Winter
Mit der Sommersonnenwende am 21. Juni setzt wieder eine rückläufige Entwicklung ein und ab zirka August ist die aktive Zeit vorbei. Der Imker muss seine Bienenstöcke dann auf den Winter vorbereiten: Am Programm steht Schädlingsbekämpfung, wie etwa der gefährlichen Varroamilbe, der entnommene Honig wird durch Zuckerwasser ersetzt, damit die Bienen zu essen haben, das Flugloch wird verkleinert und der Stock vor Wildtieren geschützt.
Imkerei: Fachwissen ist Voraussetzung
Ob man die Imkerei nun als Beruf oder als Hobby betrachtet: Es ist in jedem Fall eine große Verantwortung. „Man arbeitet hier mit Lebewesen, die es verdienen, gut und respektvoll behandelt zu werden. Macht man Fehler, dann leidet das ganze Volk. Und nicht nur das, man gefährdet möglicherweise auch die Völker anderer. Wenn man zum Beispiel Schädlinge oder Krankheiten nicht erkennt oder ignoriert“, so Werner Kurz. „Wir freuen uns über jeden neuen Bienenstock im Land, aber ein gutes Grundwissen ist unbedingt notwendig.“ Der Leiter des steirischen Imkerzentrums rät Interessierten deshalb sich entweder einen erfahrenen Imkerpaten zu suchen oder Kontakt zu einer Imkerschule oder einem Imkerzentrum aufzunehmen. Diese Institutionen gibt es in ganz Österreich, das Kursangebot umfasst die grundlegende Ausbildung von Neueinsteigern, die Weiterbildung von erfahrenen Hobbyimkern sowie die berufliche Ausbildung von Facharbeitern und Imkermeistern. „Es werden sowohl theoretische als auch praktische und Online-Kurse, Seminare und Workshops abgehalten. Die Ausbildung erfolgt bei uns nur durch hochqualifizierte Fachleute mit langjähriger praktischer Berufserfahrung“, so Werner Kurz über die Ausbildung im steirischen Imkerzentrum. Ratsuchende können sich auch zwischendurch gerne im steirischen Imkerzentrum melden. Und ebenfalls wichtig für Interessierte: Einen Bienenstock darf man nicht einfach so im Garten aufstellen, hier gibt es gesetzliche Grundlagen zu beachten, die aber je nach Bundesland variieren. Kriterien sind etwa die Grundgröße und die Abstände zu Nachbargrundstücken oder öffentlichen Wegen und Straßen.
Ohne Bienen eine andere Welt
Eines ist ganz klar: „Wenn es keine Bienen mehr gibt, dann schaut auch unsere Welt anders aus. Viele Pflanzen würden dann einfach nicht mehr bestäubt werden und verschwinden.“ In manchen Teilen dieser Welt ist dieses Szenario bereits Wirklichkeit, etwa in China. Da versuchen die Menschen ihre Plantagen händisch zu bestäuben, was jedoch nur bedingt funktioniert. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wird auch bestätigt, dass Obst und Gemüse, das durch Bienen und andere Insekten bestäubt wird, nicht nur schöner gedeiht und besser schmeckt, sondern auch reichere Erträge liefert. Ohne die Bienen geht es also nicht. Hoffnungsvoll stimmt Werner Kurz unsere Jugend: „Die jungen Menschen zeigen sehr großes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit den Bienen. Sie interessieren sich und wollen etwas verändern. Das ist toll und das brauchen wir auch.“