"Happy Helpers" aus dem Insektenreich
Von Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen
Hornissen sind Wespen. Und Hummeln sind eigentlich Bienen. Höchste Zeit, um ausgewählte Vertreter der bestäubenden und fliegenden „Happy Helpers“ aus dem Insektenreich, die u.a. für reiche Ernten von heimischem Obst und Gemüse sorgen, vorzustellen.
Ganz schnell kann man den Überblick verlieren, wenn man sich in die artenreiche Welt der Insekten begibt. Kennt man jedoch die wesentlichen Merkmale der bekanntesten heimischen Bienen-, Wespen-, Hummel- oder Hornissenarten, so kann man sich sehr schnell orientieren und feststellen, dass sie in ihrer Vielfalt alle zu „Happy Helpers“ zählen.
Die Honigbiene
Die Honigbiene, genauer gesagt die Westliche Honigbiene, die man bei uns meistens beobachten kann, ist eine domestizierte Bienenart, die in der Imkerei als Nutztier in Bienenstöcken gehalten wird. Sie lässt sich an ihrem gelb-dunkelbraun behaarten Körper erkennen und ist ca. 1,5 cm groß. Die Honigbiene lebt in einem Bienenstaat, der in der Regel aus einer Königin, Arbeiterinnen und Drohnen besteht. Insgesamt zählen circa 20.000 bis 60.000 Individuen zu einem Staat! Die Königin wird bis zu 5 Jahre alt, während Drohnen nur wenige Wochen leben. Unterschieden werden die sogenannten Sommerbienen, die 5 bis 6 Wochen alt werden, und Winterbienen, die ca. 6 bis 8 Monate leben. Ihre Ernährung besteht aus Pollen und Nektar, davon produzieren sie Honig, den sie auch zum Überwintern brauchen. Verantwortungsvolle Imker und Imkerinnen beobachten daher sehr genau, wieviel Honig sie entnehmen dürfen, und wieviel sie für die kalten Monate im Bienenstock belassen oder durch Zuckerwasser oder -sirup ausgleichen müssen. So sichern sie das Überleben ihrer Honigbienen.
Die Wildbiene
Wildbienen sind keine ausgewilderten Honigbienen, sondern ihre wildlebenden Verwandten. Allein in Österreich gibt es fast 700 Wildbienenarten, weltweit werden sogar über 20.000 Arten gezählt. Die kleinsten wild lebenden Bienen sind nur wenige Millimeter groß, während die größten heimischen Wildbienen, die Holzbienen, bis zu 3 Zentimeter groß werden können. Sie zählen damit zu den größten heimischen Insekten! Im Unterschied zu den Honigbienen sind die die meisten Wildbienen nicht staatenbildend, sondern leben einzeln. Bei ihrer Nahrung sind Wildbienen zum Teil hoch spezialisiert. Etwa 10% von ihnen sind bei der Versorgung ihrer Nachkommen auf Pollen einer einzigen Pflanzengattung angewiesen, und mehr als ein Drittel der Arten benötigt Blüten einer bestimmten Pflanzenfamilie, z.B. der Rosengewächse, zu der viele unserer Obstbäume gehören. Die verschiedenen Wildbienenarten kommen zu unterschiedlichen Jahreszeiten vor. Daher ist es wichtig, dass vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein ein kontinuierliches möglichst artenreiches Blütenangebot und ausreichend Nistmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Nur so können die einzelnen Wildbienenarten überleben. Seit 2013 kürt das Kuratorium des Wildbienen Katasters (Deutsche Wildtier Stiftung) jedes Jahr die „Wildbiene des Jahres“. 2021 ist die Wahl auf die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens) gefallen!
Die Hummel
Die Hummel ist mit ihrem kräftigen, runden Körperbau und mit ihrer starken Behaarung der „Brummbär“ unter den „Happy Helpers“, und genau genommen zählt sie zu den „Wildbienen“. Alleine bei den Hummeln konnten zuletzt ca. 40 unterschiedliche Arten in Österreich gezählt werden! Meistens ist sie schwarz, gelb, weiß oder aber auch orange gestreift, und sie wird bis zu 2,3 cm groß. Der Hummelstaat zählt ca. 50 bis 600 Individuen und kann an trockenen, dunkeln und höhlenartigen Orten oder auch in verfilzten Graspolstern, in Steinhaufen oder Mäuselöchern gefunden werden. Auch bei den Hummeln überlebt in der Regel nur die Königin den Winter, die Arbeiterinnen leben ca. 4 Wochen und ernähren sich – ähnlich wie die Honigbienen – von Nektar und Pollen verschiedenster Blüten. Beobachten kann man sie auf Feldern und Wiesen, aber auch in Wäldern oder Waldrandgebieten.
Die Wespe
Die Echten Wespen sind eine Unterfamilie der Faltenwespen mit weltweit 61 Arten, wobei in Mitteleuropa alleine elf Arten der Echten Wespen vorkommen. Einfach gesagt, erkennt man Wespen an ihrem gelb-schwarz gefärbten Körper, der keine Haare aufweist, dafür aber eine ausgeprägte „Wespentaille“. Ihre Größe ist mit der von der Biene vergleichbar (ca. 1,5 cm), manche sind allerdings auch nur knapp 1 cm groß. Sie leben in Wäldern, auf artenreichen Wiesen oder auch in Gärten. Auch Wespen bilden Staaten, sie leben in Gruppen von 2.000 bis 10.000 Individuen – und ihre Völker sind hierarchisch in Königin, Arbeiterinnen und Drohnen segmentiert. Wespen sind im Gegensatz zu Bienen nicht winterhart, doch die Königin lebt ein Jahr und kann den Winter überdauern. Ihre Nester aus zerkautem Holz und Speichel findet man in verlassenen Mäuselöchern ebenso wie auf Dachböden. Wespen ernähren sich von Nektar, Pflanzensäften, Obst und Schädlingen, z.B. Blattläusen. Fehlt die bevorzugte Nahrung in der Natur, so besucht sie auch die Esstische der Gast- und Privatgärten – umso wichtiger ist es, darauf zu achten, Lebensraum z.B. in Form von Blumenwiesen oder Obstgärten zur Verfügung zu stellen!
Die Hornisse
Hornissen sind nichts anderes als die größte Wespenart in Österreich. Aufgrund ihrer Größe von 1,8 bis 2,4 cm kann man die Hornisse gut von Hummel, Honigbiene oder Wespe unterscheiden. Sie hat einen gelb-schwarzen Hinterleib, die Brust ist jedoch rötlich-braun gefärbt. Ihre Nester, die aus papierähnlichem Material bestehen, findet man in alten Baumlöchern oder in geschützten Höhlungen – der Hornissenstatt besteht aus ca. 500 Individuen mit einer Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Ähnlich der Wespe überdauert nur die Königin den Winter, Arbeiterinnen werden bis zu 8 Wochen alt. Baumsäfte und Fallobst zählen zu den süßen Lieblingsspeisen der Hornissen, als eine Art „Naturpolizei“ erfüllen sie allerdings noch eine nützliche Funktion im Ökosystem: Ein starkes Hornissenvolk verfüttert pro Tag fast ein halbes Kilo an Mücken, Fliegen, Nachtfaltern, Forstschädlingen und anderen Insekten an seine Brut! Hornissen sind – wie Bienen, Hummeln oder auch Wespen – sehr friedliebende Tiere. Ein Hornissenstich kann zwar starke Schmerzen verursachen, ist aber für die meisten Menschen relativ harmlos.
Es gilt, die beeindruckende Artenvielfalt zu erhalten, denn wir brauchen die geflügelten Mitbewohner nicht nur, um Honig zu gewinnen oder Blüten zu bestäuben, manche helfen sogar gegen Schädlinge! Oder, wie es die Experten des OÖ Bienenzentrums beschreiben: „Nicht der Landschaft mehr Bienen geben, sondern den Bienen mehr Landschaft geben!“